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Künstler: Ancient rites Album: Rubicon Erscheinungsjahr: 2006 Anspieltipp: Templar Autor: Markus Stattliche fünf Jahre haben sich Gunther Theys und seine Mannen Zeit gelassen, um einen Nachfolger ihres 2001er Fabelwerkes „Dim carcosa“ in die Plattenläden zu stellen. Mit Sicherheit liegt die Vermutung nahe, die Formation habe zwischenzeitlich auf der faulen Haut gelegen, doch die lange Wartezeit zwischen den beiden Veröffentlichungen hatte andere Gründe. Nachdem man 2003 ein Livedokument mit dem Namen „And the hordes stood as one“ unters Volk gebracht hatte, zerbrach fast das komplette Ancient rites Line up, sprich Bandleader Theys stand fortan ohne seine gesamte Belegschaft da und musste sich nun darum bemühen, neue Musiker um sich zu scharen. Zum Glück ließen sich ausreichend qualifizierte Tonkünstler mobilisieren, sodass Ancient rites anno 2006 endlich mit einem neuen Output auf der Matte stehen und die nicht zu knappe Fangemeinde mit brandneuen Kompositionen beglücken können. Dass die belgische Kapelle sich über die Jahre immer weiter vom schwarzmetallischen Sound ihrer Anfangstage distanziert hat, ist ja schon länger kein Geheimnis mehr. Folgerichtig präsentiert man auf „Rubicon“ auch Musik, deren Wurzeln zwar durchaus im Blackmetal zu suchen sind, die sich aber trotzdem jeglicher Kategorisierung entzieht und absolut eigenständig klingt. Man kombiniert Elemente das Black-, Death- und Heavy Metal und würzt selbige mit einem guten Schuss Folk, vergisst aber zu keinem Zeitpunkt alle Zutaten zu einem homogenen Ganzen zu formen. Will heißen: Alle der neun um ein Intro ergänzten Kompositionen wirken schlüssig, durchdacht und offenbaren zuhauf hymnisches Potential. Unterschiede zum Vorgänger lassen sich in erster Linie in Bezug auf die nochmals gesteigerte Komplexität der Songstrukturen ausmachen. Diese Tatsache hat zur Folge, dass „Rubicon“ einige Hördurchläufe benötigt, um seine volle Wirkung zu entfalten. Während „Dim carcosa“ damals bereits beim ersten Kontakt zu begeistern wusste, muss man heuer etwas mehr Zeit investieren, um mit dem dargebotenen Material warm zu werden. Nach und nach jedoch wird deutlich, dass Tracks wie der mit heroischen Melodien ausgestattete Quasi- Opener „Templar“, dass mit großartigen Chören versehene „Invictus“ oder das tolle, äußerst atmosphärisch in Szene gesetzte „Ypres“ den Hymnen des 2001er Machwerks in nichts nachstehen. Wenngleich der aus den heimischen Boxen tönende Sound unverkennbar nach Ancient rites klingt, haben die Belgier dennoch einige frische Elemente auf „Rubicon“ verwurstet. Beispielsweise wird der Chorus des Titelstückes in deutscher Sprache zum Besten gegeben, während in „Thermopylae“ und „Ypres“ schmachtende weibliche Vocals verwendet werden, die zur Steigerung der Atmosphäre beitragen und den Bandsound um eine interessante neue Facette bereichern. Während man in der Vergangenheit stets mit einem äußerst steril klingenden Drumming aufwartete, so klingt selbiges auf „Rubicon“ deutlich organischer und fügt sich besser in die einzelnen Kompositionen ein. Dennoch hätte man sich an der einen oder anderen Stelle eine etwas differenzierte Produktion gewünscht. Zwar ist die klangliche Verpackung, in welche die neue Langgrille der Belgier gesteckt wurde, alles andere als von schlechten Eltern, eine deutliche produktionstechnische Steigerung gegenüber „Dim carcosa“ kann jedoch nicht vermeldet werden. Textlich bieten Ancient rites einen engagierten Rückblick auf die Geschichte Europas. Unter anderem werden die Schlacht am Teutoburger Wald, die Keilerei zwischen Griechen und Persern bei den Thermopylen, sowie der erste Weltkrieg thematisiert. Ergo: Ancient rites liefern anno 2006 ein Album ab, das vor Eigenständigkeit strotzt, großartige Songs beinhaltet und überdies mit einem interessantes lyrisches Konzept daherkommt. Das lange Warten hat sich also ohne Zweifel gelohnt.
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